INSO – Industrial Software

Forschungsgegenstand der INSO

Die universitätsübergreifend tätige Forschungsgruppe Industrial Software (INSO) befasst sich mit der Planung, der Architektur, dem Bau, dem Betrieb und der Wartung und Evolution von (Software-) Systemen im großen, realen IT-Umfeld. Die methodischen und empirischen Fokuspunkte sind durchaus „konventionell“: es geht dabei um angemessene erforderliche Technologien und Architekturen, um die Struktur von einschlägig wirksamen Projekten, taugliche bzw. nicht-taugliche Prozesse, wirksame bzw. ungeeignete Produkte und die für eine erfolgreiche Umsetzung, d.h. Durchsetzung einer ausgezeichneten Lösung, notwendigen und fähigen Personen und Delivery-Ressourcen (Expertinnen und Experten, geeignete Teams, Engineering & Research).

INSO ist Wissenschaft & Forschung vom Bau sehr komplexer, sehr großer IT-Systeme. Dazu zählen u.a.: globale Plattformen, gesamtstaatliche Government-Systeme, übergreifende Mobilitäts-Lösungen, gesamtstaatliche Infrastrukturen, hochsichere bzw. hochperformante Gesamtsysteme. Als „Engineering Science Gruppe“ gilt in der INSO die Empirie des konkreten Baus als methodisches Primat.

Aristoteles: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“

Klassische wissenschaftliche Herangehensweisen forcieren als Primat die „Forschung in die Tiefe“ und damit Detail-Disziplinen. Die Think Tank Gemeinschaft der INSO befasst sich natürlich mit allen Neuerungen und Vorschlägen aus der Verfeinerung der zugehörigen wissenschaftlichen Teilgebiete. Gleichzeitig wird ein sehr hoher (ingenieur-)wissenschaftlicher, methodischer Impetus jener Sphäre angemessen, die sich den konkret erforderlichen Elementen, Bausteinen und Verfahren der Gesamtintegration hin zu einem funktionierenden IT-Gesamt-System im großen realen Umfeld widmet.

Diese gilt es zu identifizieren, markieren, sichtbar zu machen und zu dokumentieren. Sie liegen durchaus in technischen und sehr techniknahen Aufgaben- und Problemkreisen und sind nicht – wie eine verbreitete Annahme moniert – einfach nur als abstrakt-generisches „Abfallprodukt“ von Stake-Holder-Themen wie Budgets, Ressourcen, Programmmanagement, Projektpolitik, Projektrisikomanagement und Promotorenhandhabung zu verorten. Der Esprit der INSOlaner widmet sich diesen oft verdeckten Mechanismen des Gesamtsystems, bei aktivem Respekt und selbstverständlichem Austausch mit dem wissenschaftlichen Mainstream.

Empirie des Ende-zu-Ende-Engineering (EEE)

INSO kann, versteht und widmet sich dazu unter anderem besonders den Methoden, Problemkreisen und Erfahrungen um das Thema EEE. Dabei spielt Abwägen und Gewichten, d.h. das konkrete Anmessen von Verfahren, Methoden, Ressourcen und Spezialisten eine wichtige, dominante methodische Rolle. Mehr noch als die spontane, situative „McGyversche“ Erfindung.

Große IT-Projekte enthalten nicht zuletzt aufgrund der Unsicherheit, Volatilität und Unklarheit der „richtigen Rezeptur“ immer auch ein sehr großes Stück an Forschung- und Entwicklung, die über die konventionelle Umsetzung hinausreicht. Die Empirie im Feld zeigt, dass bei IT-Innovations-Investitionen ab der Größenordnung von 50 Mio. € eine Quote von 60% Deckung der späteren Umsetzungsrealität mit der ursprünglichen Planung bei der konkreten Durchführung eines Großprojektes eher ein positiver Glücksfall als verlässliche Methode ist. Es genügt in der Praxis schon ein Inhouse schlecht verstandenes IT-Brownfield oder ein aktuell kritischer Mix an neuen Technologien (z.B. IoT mit AI), um viel kleinere Budgetgrößen von 5 - 10 Mio. € und 500 Personenmonaten an Ziel und Plan weit vorbeizuführen. Angemessenes, erfahrenes, ingenieurgetriebenes EEE ist die wichtigste, nicht trivial her- und bereitstellbare Ingenieur-Lösungsmethode, um IT-Innovation in diesem Aspekt zu „zähmen“.

3 Klassen an Forschungsgruppen

Ende-zu-Ende Engineering hat in der Informations- und Softwaretechnik im Großen aus der IT-Erfahrung der letzten 40 Jahre drei große Säulen ausgebaut, die INSO über seine Gruppen abbildet:

  • die technische Säule, falls das „potentiell in seiner Komplexität unterschätze Projekt- und Technologie-Abenteuer“ nicht über konventionelle Technologien und deren einfaches und natürliches „Blending“ umsetzbar ist, sondern neue, eventuell quer-liegende Mixturen oder gar neue Technologien erfordert
  • die fachliche Säule, falls das „potentiell in seiner Komplexität unterschätze Projekt- und Technologie-Abenteuer“ nicht über gute Technologien und schlaue Verfahren und Prozesse alleine „zähmbar“ ist, d.h. wenn eine umfassende fachliche Vertiefung und hohes Domänenwissen eine sensitive und intensive Legierung mit moderner Informationstechnik eingehen sollte, damit das System-Ziel, die Ankunft in der fernen Insel (eine tolle, nützliche Lösung) auch erreicht werden kann.
  • die methodisch duale Säule, falls zur Zielerreichung zwei Disziplinen aufgrund von Digitalisierungsbedarf interagieren, die methodisch sehr unterschiedlich „ticken“ und daher „unterschiedliche Sprachen sprechen“. In so einem Fall der Kooperation der Informationstechnik mit anthropozentrischeren oder nicht immer naturwissenschaftlichen Disziplinen (z.B. Kunst, Psychologie, Medizin, Design), die trotzdem in ein komplexes IT-System münden soll, greift INSO auf die Handlungstradition des Weimarer BAUHAUS (gemeinsame Werkstatt als Methode) zurück und hat damit auch durchaus schon einschlägig positive Erfahrungen in der Umsetzung gemacht.

Gebot der intellektuellen Demut

In dieser Denkweise und mit diesem Paradigma ausgestaltet finden sich in der INSO spannende Detailforschungsgruppen, die sich des übergeordneten Wissenschaftszieles bewusst sind und trotzdem „bescheiden“ zuerst konventionelle Forschung und Wissenschaft betreiben, um schließlich am langen Ende der Forschungsarbeit die Essenz als „Würze der Erkenntnis“ zu erlangen. Jenes kleine Extra herausarbeiten, das sich aus der Umkehrung des klassischen Erkenntnisweges vom Labor ins Feld ergibt: INSO Gruppen sollte mehr als andere Gruppen der Forschung in der Informationstechnik interessieren, was sich im großen, realen Umfeld (im EEE) umtut, was abweicht von der Erwartung des Top-Down und somit andere Erkenntnisse erbringt als am Mainstream-Science-Weg direkt erzielbar. Naturgemäß ist dabei der Mainstream immer auch Pflicht und Basis, d.h. der alltägliche Partner-, Mess- und Interaktionsplatz.

Erreicht INSO diesen Anspruch immer, in jeder Gruppe, zu jeden Zeitpunkt? Nein! Das hängt auch an Zyklen, Themen, Personen und wissenschaftlicher Fortune. INSO betreibt zwei Klassen an Forschungsgruppen. Jene, deren Empirie stark in der Informations-Technologie liegt (die technische Säule) und jene, deren Empirie in der Anwendungs- und Fachdomäne liegt. Auf den wissenschaftstheoretischen Diskurs, ob unsere Erfahrungen mit dem „technologischen Blending“ oder der „fachlich-technischen Legierungen“ methodisch authentisch sind und nützlich sind, freuen wir uns jederzeit und stehen für einen Austausch gerne zur Verfügung.

Hintergrund, Geschichte, Zukunft

Die Forschungsgruppe INSO wurde von Professor Grechenig 2004 gegründet und wuchs aus einer Forschungsgruppe der TU Wien mit dem Namen RISE, deren Tätigkeit zurückreicht in die 90er Jahre. Die RISE ist heute ein unabhängiger, erfolgreicher Digital-Technologie-Hersteller am europäischen und globalen Markt, der die Forschungsgemeinschaft INSO seit der Gründung wirtschaftlich in Aufbau und Betrieb unterstützt und ihr so eine Kontinuität verleiht, die über die persönlichen Aktivitätsmöglichkeiten der Person des Gründers hinausreichen wird. INSO sieht sich als Antreiber der digitalen Selbstständigkeit Europas, die selbstverständlich auf globaler Spitzenforschung aufbaut und global führende digitale Technologie hervorzubringen in der Lage ist.